Dieses Gedicht ist von Ulrich Schaffer!


Die Stille ist eine große Ärztin.
Gib dich in ihr Hände.
Die Stille ist ein Zauberer.
Lass dich verwandeln.
Die Stille ist eine Lehrerin.
Lerne aus der Weisheit.
Die Stille ist ein Wegbereiter.
Achte auf seine Zeichen.



Dieses Gedicht gefällt mir persönlich sehr gut.

Danke, liebe Eva! Mir hat Gedicht echt super gefallen.

Verbunden sind wir dieser Erde
auf Nimmerwiedersehn im Werde.
Ein jeder wird in seinem Leben,
zu dem was ihm von Gott gegeben
und was er selbst aus jenem macht,
wenn er sich sucht in dunkler Nacht.

Gedenken will ich an die Toden,
ihr Schenken und ihr Sein mir loben,
nicht hadern an den bösen Sachen,
die sie bisweilen selbst vollbrachten.
Vergeben will ich dies zur Freiheit,
die uns erwächst, sodann in Einheit.

Nur im Benennen dieser Dinge,
zerspringen gar viel tausend Ringe,
die vormals uns die Herzen zwangen,
als wir noch mit dem Teufel rangen.
Wie schon die Alten dies seit Zeiten
für uns und für die Liebe streiten.

Gesegnet ist ihr Sein zur Ehre,
sind sie gegangen wie die Heere,
von Menschen die vor Ihnen waren,
die uns und unser Sein gebaren.
Wir stehn vor Gräbern heutzutage
und haben manchmal nichts als Klage.

Die Ewigkeit, der wir an heut gedenken,
ist eine Kette ganz aus Schenken.
Sie riss nie ab seit den Äonen,
da Menschen auf der Erde wohnen.
Für mich ist's Gott, der alles gab
und dem ich dankend steh am Grab.

Denn Auferstanden aus dem Tod,
ist Christus selbst durch größte Not
gegangen und hat hinterlassen,
was keiner kann so recht erfassen.
Die Liebe macht die Gräber Hell,
er lebt in uns und ist uns Quell.

Marienkäferchen! Sieh! Spät im Jahr
fliegen sie noch
immer! ... Und letzte
Rosenköniginnen blühen in Weiß - ihre
Zweige schwingen in herbstlich
durchsonnten Winden.
Schäfchenwolken am Firmament
des Skorpion.

Das Grün der Blätter zog sich
mit der Sonnengottheit zurück:
Gelb und Rot und Violett und Orange
brechen jetzt
hervor: zum Sterbefest
des Herbstes aus
den Urgründen der Blätter hervor!

Es ist vollbracht:
das Blühen - das Verblühen - das Früchte
Erbringen.

Ich verweile auf der Sonnenterrasse
des Café-Ristorante "Bellevue".
Das unerbittliche Ticken der Zeit
hält inne.

Mit dem Blick eines Betrachters jenseits
Chronos-scher Gesetze,
sehe ich die beiden
Frauen am Nebentische: die mir
abgewandte in rotem Pullover und mit
schwarzem, formlos offenem Haar
spricht schnell, kühl und in anscheinend
nicht endendem Fluss.
Ihr Gegenüber schiebt sich ihre Sonnengläser
ins blonde, ebenfalls formlos offene
Haar und antwortet
wieder und wieder mit einem
amerikanischen "O kay"
oder mit einem deutschen "Na so was" ...
zuweilen garniert mit ihrem Lachen.
Und die Sonne des Autumnus zieht
ihre tiefliegende Bahn.

In welcher Weise hören wir zu?
Hören wir aus mit unserem Wesen, hören wir
mit unserem Verstand?
Was hören wir?

Die Zeit fließt - oder sie bleibt stehen.
Bleibt sie stehen - dann ist Empfinden,
ist Stille, ist Gott.

Erstaunlicherweise, spricht
nun die andere -
und sie spricht ebenso wie
ihre Kameradin: in sich
überschlagenden Worten.
"Zwei Leben leben in einem Leben" -
ein Motto dieser rasanten Tage.
Doch sind die Mitteilungen
der zweiten Dame
nur ein Intermezzo: die
beiden kehren in ihre alten Rollen zurück.

Die göttlichen Marienkäfer fliegen
noch immer von Ort zu Ort
und verweilen dann wieder trunken
in der tiefstehend milden Sonne
an diesem letzten
Sonnabend im Oktober.
Und ich sitze und schaue
in die Ferne auf
jenen Höhenzug jenseits der Stadt -
und ich schaue in mich ...

und ich sehe einen Halbgott in
einem spätsommerlich-herbstlichen Leib
im "Café-Ristorante Bellevue"
am Hauptfriedhof zu Pforzheim -
an einer der Pforten zur Stille:
der Stille des Forêt Noire.

Die langen Sommertage sind gelebt.
Doch die Marienkäferchen fliegen noch immer,
an diesem kurzen
beschaulichen Sonnensonnabend im
Oktober zu Letzt!